Auf den Spuren der vermeintlichen Hexe

Sabine Lühning und Karin Köster bieten Stadtführungen zu den Domfestspielen an


von Marie Lührs

Verden. Nicht nur die Domfestspiele entführen in diesem Jahr Interessierte in eine Zeit, in der in Verden vermeintliche Hexen verfolgt und getötet wurden. Auch die beiden Stadtführerinnen Sabine Lühning und Karin Köster bieten einen Einblick in längst vergangene Zeit. Während das Drehbuch für das Stück „Die rebellische Hexe“ aus dramaturgischen Gründen nicht hundertprozentig das Geschehen aus dem Jahr 1616 wiedergibt, beleuchten die Stadtführerinnen gemeinsam das tatsächliche Geschehen rund um die 15-jährige Margarethe Sievers. Ihr eigener Vater hatte das Mädchen als Hexe angezeigt und so die Weichen für ihr tragisches Schicksal gestellt.

Verbreiteter Hexenglaube

Im 17. Jahrhundert war Verden noch streng in Norder- und Süderstadt unterteilt, erzählt Lühning. Die Pest grassierte, genauso wie der Hexenglaube. „Es ist wichtig, zu wissen, wie die Lebensumstände in der Zeit waren“, findet Köster. Denn so aufgeklärt wie heute waren die Menschen damals nicht. Dass die Pest von einem Bakterium ausgelöst wurde, das die zahlreichen Ratten und Flöhe in der Stadt verbreiteten, ahnte damals beispielsweise keiner. 

Unbekannt war zu jener Zeit auch die Epilepsie, unter der Margarethe Sievers offenbar litt. Zumindest aus heutiger Sicht gehe man davon aus, dass es sich um diese Krankheit gehandelt habe, erklärt Köster. Die Anfälle des Mädchens deuteten die Menschen damals jedoch als Einfluss des Teufels. „Der Hexenglauben war sehr verbreitet“, weiß Lühning. Immer wieder sei Sievers in den Dom gezerrt worden. Mit Gebeten versuchten die Verdener, Margarethe zu retten – vergeblich. Als sie schließlich die Flucht ergriff, hieß es, der Teufel habe sie geholt. 

„Man konnte sich so viele Dinge nicht erklären“, erzählt Köster. Unglücke auf den Teufel oder das Hexenwerk zu schieben, sei daher damals üblich gewesen. Dass sich Sievers „gebärdete, als sei sie vom Teufel besessen“, wie es in einer Überlieferung heißt, war für ihre Mitmenschen nur mit bösem Zauber zu erklären.

Die Führung, auf den Spuren durch das Leben der vermeintlichen Hexe, führt die Teilnehmenden unter anderem durch das Fischerviertel in Verden. Dort lebte Sievers mit ihrer Familie. Der Vater war ein Steinmetz, die Mutter früh verstorben. An ihre Stelle war eine Stiefmutter getreten. Sogar die genaue Hausnummer haben die Stadtführerinnen bei ihrer Recherche aufgetan. Doch auch andere Orte, die im Stück eine Rolle spielen, suchen die Gästeführerinnen bei ihrer Tour auf.

Informativ und unterhaltsam

„Informativ und unterhaltsam“ soll es werden, verspricht Lühning. Nicht nur Menschen, die sich im Anschluss die Aufführung anschauen wollen, seien willkommen. Auch jene, die sich das Spektakel auf dem Domplatz entgehen lassen wollen, können stattdessen mit den Stadtführerinnen in die Geschichte eintauchen.

Für ihre Führungen haben Köster und Lühning fleißig recherchiert. Da sie sich in vorangegangenen Führungen schon mit Hexerei und dem Mittelalter in Verden beschäftigt haben, sind sie bestens im Bilde, wie es damals rund um den Verdener Dom zuging. Übrigens: Auch zu den Domfestspielen 2017 und 2014 hatte das Duo schon zu Stadtführungen eingeladen, bei denen sie tiefer in die Geschichte hinter den Stücken eintauchten. Treffpunkt für die Tour „Hexenwahn in Verden“ ist der Lugenstein. Führungen sind für Freitag, 29. Juli, Dienstag, 2. August, Sonnabend, 6. August, Mittwoch, 10. August, Freitag, 12. August und Sonnabend, 13. August, geplant. Beginn des etwa einstündigen Rundgangs ist jeweils um 17 Uhr. Die Teilnahme kostet neun Euro pro Person. 

Blick hinter die Kulissen

Neben der historischen Führung bieten Lühning und Köster auch wieder einen Blick hinter die Kulissen der Festspiele an. Interessierte erfahren dabei allerlei Interessantes zu Kostümen, Requisiten und Maske. Auch die aufwendige Ton- und Lichttechnik wird erläutert. Schauspieler geben zudem Einblick in ihre Arbeit. Auch diese Tour beginnt am Lugenstein. Die Teilnehmenden treffen sich dort um 16 Uhr. Anderthalb Stunden dauert der Blick hinter die Kulissen. Die Tour findet am Sonnabend, 30. Juli, Freitag, 5. August, und Freitag, 12. August, statt. Ein Ticket kostet 15 Euro.

Bei beiden Führungen gilt: Im Ticket ist ein Verzehrgutschein für das Festspielgelände in Höhe von zwei Euro enthalten. Die Karten sind ab kommenden Mittwoch, 1. Juni, bei der Tourist-Information im Verdener Rathaus, Große Straße 40, erhältlich.